auf dem Apfelfest 2010 >>> |
Eine
Multimedia-Show als Gemeinschaftsproduktion von Künstlern, jungen und alten
Dorfbewohnern sowie Vereinen und Initiativen, die in der Gemeinde aktiv
sind: Chor, Tanzgruppe, Jugendfeuerwehr, Schützenverein, Jugendclub und
Senioren- und Bläsergruppe, Theateratelier und Tiertrainer werden in einer
Szenenfolge verwoben. Angestrebt wird eine kritische, multimediale Gruselkomödie
mit Film, Theater, Performance, Lightshow und lebenden Bildern. Die Revue setzt den Alltag mit all seinen ernst zu nehmenden Frustrationen, Wünschen und den gesellschaftlichen Widersinnigkeiten der gegenwärtigen Umbruchssituation hier auf dem Land in Szene und provoziert Öffentlichkeit für die ansonsten eher verhalten zirkulierenden Meinungen, Vorurteile und Zukunftsentwürfe. Bevölkerungsrückgang, Verarmung und Zukunftslosigkeit sind die aktuellen Grusel-Themen, die, medial verstärkt, Angst schüren. An den Rändern der leergefegten gesellschaftlichen Fläche ducken sich Langzeitarbeitslose und pflegen rechte Ressentiments, oder träumen dem sozialistischen Versorgungsstaat hinterher. Schaurig ist's, übers Land zu gehen... So sehen es viele Besucher aus der Ferne. Wir setzen uns mit diesem nicht gänzlich unberechtigten Klischee auseinander, und versuchen, der existierenden partiellen Lähmung in ein interaktives Produktionsgefüge entgegenzusetzen. Im Vorfeld recherchieren Spielleiter und Künstler in den Dörfern der Gemeinde und bauen Arbeitsgruppen mit den Einheimischen und Kooperationen mit regionalen Initiativen auf. Die Show wird in den Sälen der hiesigen Dorfgasthäuser im Dezember 2010 uraufgeführt. WETTBEWERB Steinhöfeler Versionen der Brandenburglieder Neue Texte in vorhandene Lieder dichten und zur Aufführung bringen: „Märkische Heide, märkischer Sand“ und Rainald Grebes Brandenburgsong auf der Rocky Horror Dorf Revue Gesucht sind Musiker und neue Texte jeder Kulör! Wir laden jede/n, die/der ein Instrument spielt und jede Band, jeden Chor aus Steinhöfel und Umgebung herzlich zum Casting ein! Spaß ist Voraussetzung! Technisches Können immerhin nicht verboten. Anmeldeschluss 1. November 2010 Casting -Anmeldung entweder zum individuellen Vorspieltermin unter: 033636-27015 oder mit cd oder mp3 - Dateien der beiden Lieder an: landkunstleben@t-online.de, Landkunstleben e.V., Steinhöfelerstr. 22, 15518 Buchholz Text - Wettbewerb! zu den Brandenburgliedern! Zu gewinnen gibt’s zur Auswahl je 1 frisch hausgeschlachtete Gans oder ein Essen für 2 im Tiffany in Heinersdorf oder eine Panzerfahrt. Alle singbaren Einsendungen werden zur Rocky Horror Dorf Revue im Dezember aufgeführt. Das Publikum ermittelt die beliebtesten Neustrophen und die besten Strophendichter. Texteinsendeschluss: 1. Dezember 2010 „Märkische Heide, märkischer Sand“ gilt als inoffizielles Brandenburglied Text und Musik: 1923 von Gustav Büchsenschütz (1902–1996) Bitte informieren Sie sich vor dem Losdichten über die Geschichte des Liedes, z.B. im Internet bei Wikipedia unter „Märkische Heide, märkischer Sand“. Hörversion: www.pension-senftenberg.de/marsch_hymn.mp3 Rainald Grebes Brandenburgsong / Musik: Kapelle der Versöhnung Hörfassungen: youtube. Texte bitte selbst googeln |
Ein
Kommentar von Sibylle Hofter In die Arbeit mit den Asylsuchenden in Belzig bin ich vor einem Jahr aus einem diffusen Angebot "etwas Soziales" zu machen mit der Frage hineingetappt: Welche der möglichen Gruppen interessiert mich? Asylsuchende. Ich gab den Workshop-Teilnehmer Kameras, mit der Bitte, den ihnen zugewiesenen Lebensraum zu fotografieren. Aus den fremd durch die Gegend tappenden schweigenden Figuren, die vorher selbstverständlich anwesendes statistisches Personal unserer Realität gewesen waren, wurden zaghaft kommunizierende Wesen. An dem Workshop nahmen nur Männer teil. Ihre Zaghaftigkeit entsprach wohl kaum dem, was sie aus ihrem Rollenverständnis gewohnt waren, sie kamen sämtlich aus patriarchalischen Zusammenhängen, umso schwieriger mit der behinderten Position in der deutschen Gesellschaft klarzukommen. Das erste, was man also erfährt ist, dass es unglaublich wenig Anknüpfungspunkte gibt, dass es aber trotzdem sinnvoll ist, sich miteinander zu beschäftigen und an den Projektionsflächen, die man sich gegenseitig bietet, herumzudoktorn. In dem Sinne war es nicht mal schlimm, dass nur wenige Englisch sprachen. Die Kommunikation lief über die Fotos. Sie machten die Fotos in ihrem durch die deutschen Gesetze eng begrenzten Lebensumfeld und übergaben sie mir dann praktisch komplett. Die Ausweitung ihres limitierten gesellschaftlichen Funktionszusammenhangs war für sie eigentlich mit dem Ausliefern der Dateien abgeschlossen. Zunächst war ich darüber etwas konsterniert und suchte Fehler in meinem Verhalten. Da aber große gegenseitige Sympathie bestand, durfte ich bald einsehen, dass es an etwas anderem lag. Dass die ästhetische Arbeit, also in diesem Falle die Formulierung der Frage, was man überhaupt kommunizieren möchte, im Angesicht der unsicheren Lebensstuation der Leute kaum Relevanz hat und das in diesem Workshop Mögliche bereits geschehen war. Die Blockade und Zaghaftigkeit umfasste Bereiche, die für das Überleben in Deutschland ungleich viel wichtiger sind, als sich Gedanken über die Kleinstadt zu machen, in die einen der Verteilungsschlüssel deutscher Verwaltungsrichtlinien katapultiert hat. Denn sogar das Deutschlernen war den meisten unmöglich, obwohl es vermutlich das einzig Wichtige ist, das sie selbstständig dafür tun können, hier anzukommen. Mit den spitzfindigen Fragen stand ich also alleine da: In welchem Verhältnis das dem Zuschauer gezeigte Bild zum Blick des Fotografierenden steht. Die Serie von Fotos wird zwar als Blick des einzelnen Fotografierenden wahrgenommen, aber es entspricht de facto immer nur in Teilen dem, was der Fotografierende als seinen Blick versteht. Hinzu kam in diesem Falle die sehr viel weniger spitzfindige Frage, wo bei meiner Weiterverarbeitung (Auswahl und Bildbearbeitung) die Grenze zur Manipulation lag. Indem ich übernahm, lösten sich die Aufnahmen bereits in einem frühen Stadium von ihren Autoren ab. Meine Übernahme war eine für mich erstaunliche; das Verhältnis, das ich zu den Aufnahmen entwickelte, unterschied sich eigentlich in nichts von dem innigen Verhältnis, das sich in der Zusammenstellung meiner eigenen Aufnahmen entwickelt. So entstand eine bereichernde, wenn auch nicht ganz unkritische Verwirrung der Autorenschaft. Es war so etwas wie ein doppeltes Auge entstanden. Die Refokussierung der Auswahl, die die Fotografierenden mit dem Auslöser getroffen hatten, war manifeste Kommunikation zwischen uns: Sie hatten ihre Mitteilugen gemacht, und ich sagte, was ich verstanden hatte. In der Zeit akkumulierte sich auch in anderen Richtungen ein Gefühl dafür, in welchen Grauzonen Kommuniktion sich immer abspielt. Mit Menschen, die aus sehr viel ähnlicheren sozialen Systemen kommen, ist das grundsätzlich nicht anders. Es ist nur wesentlich seltener, dass man darauf aufmerksam wird, auf welch wackeligen Beinen Verständnis steht. Dass die Grundsympathie, von der ich sprach, wohl das einzig Unabdingbare ist. Alles andere bahnt sich seinen Weg durch die Unendlichkeit des Nichtwissens. Jeder bewusste Reibungspunkt, an dem Verständnis auf eine klare Grenze stößt, verweißt auf unendliche Möglichkeiten. In dem Sinne sehe ich der Dorf Revue mit großer Neugier entgegen. |